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Ich - oder was ich denke was ich bin

Wie real ist unser 'Ich'?

Was ist unser Ich, unser Ego überhaupt?

Wer ist es, der jeden unserer Gedanken mit 'Ich' beginnen lässt?

Ich bin happy, ich bin müde, ich habe keine Lust, ich kann das nicht, ich habe das schon immer so gemacht.

Wer ist dieser Protagonist 'Ich', der scheinbar alle Aktionen von uns ausführt. Manchmal sogar mehr als er soll.

Gehen wir für diese Frage zuerst in das Gehirn. Das wir überhaupt in der Lage sind, 'Ich' zu denken, haben wir unserem Sprachzentrum zu verdanken. Bei der Geburt liegt dieses Areal als Rohling im Gehirn vor und ist in der Lage sich an jede gesprochene Sprache auf der Welt anzupassen. Deswegen fällt es kleinen Kindern besonders leicht neue Sprachen zu erlernen. Nicht ohne Grund, denn das Gehirn unterläuft genau in dieser Zeit einen großen Auf- und Umbauprozess. Besonders in diesem Bereich.

Dabei wird unser Sprachzentrum großflächig mit anderen Zentren im Gehirn verdrahtet. Wir sind in diesem Bereich evolutionär weit fortgeschritten und werden nur von den Delphinen übertroffen, die kilometerweit über Schallwellen im Wasser kommunizieren und gleichzeitig orientieren können.

Nicht nur muss unser Gehirn lernen die Symbole (Buchstaben, Wörter, Satzformen...) zu interpretieren, ein Teil, der wohl wenigen bewusst ist, denn Sprache funktioniert in erster Linie über Bilder und dann über den Klang. Wenn man einem kleinen Kind das sprechen beibringt, deutet man immer wieder auf ein Objekt und sagt z.B. „Baum“. So lange bis das Kind das Objekt (Symbol) mit dem Laut (Baum) verknüpft. Später kommt noch ein weiteres Bild hinzu. Das, wie „Baum“ geschrieben wird.

Gleichzeitig verknüpft unser Gehirn jedes innere Bild mit eigenen Erfahrungen zu diesem Objekt, auch die Gefühle, die wir zu jedem einzelnen Objekt hegen, werden hier „quasi im Hintergrund“ mit verarbeitet und assoziiert.

Doch bisher haben wir nur einen Kanal für die Sprache im Gehirn angelegt. Wir erkennen Sprache, verstehen die Bedeutung einzelner Wörter und hegen Gefühle zu ihnen.

Der zweite Kanal ist so gesehen der externe Part, während der erste nur der inneren Verarbeitung dient.

An dieser Stelle, wenn Kinder beginnen Laute zu bilden, werden abertausende Verknüpfungen zum motorischen Zentrum gebildet. Dem Cerebellum, dem wohl ältesten Teil des Gehirns und den man wohl den Automator nennen könnte. Warum? Ob Herzschlag, Atmung, dass wir nicht viel drüber nachdenken müssen wie wir stehen, sitzen, gehen...ja sogar wohin wir gehen. Manchmal weiß unser Cerebellum sogar unseren Pin, wenn er uns gerade nicht bewusst einfällt. Ja, genau der Automator.

Wir lernen einmal sprechen, schreiben, gehen, sitzen und ab einem gewissen Punkt haben wir es verinnerlicht und es wird zu einem automatischen Programm.

Doch was hat das nun mit dem Ego und den Ich-Gedanken zu tun?

Man muss sich unser Sprachzentrum wie eine Schnittstelle vorstellen. Eine mit dem tollen Upgrade denken zu können. Diese verbindet übergangslos unseren bewussten Verstand (du kannst dich hin setzen und dir bewusst Gedanken über ein Thema machen, dir eine konkrete Erinnerung in den Verstand holen,...) und den unbewussten Geist, dem Körper.

Das „Arsch!“, das raus rutscht, wenn dir jemand die Vorfahrt nimmt. Denn am ganzen Prozess der Sprache hängen ja die Bilder und Gefühle, die wir mit der Lebenszeit gesammelt haben, mit dran und werden mit den Wörtern, mit den Gedanken, jedes Mal wieder aus ihrer „Schublade“ geholt. Dir wird auch beim nächsten Mal ein Schimpfwort raus rutschen, wenn jemand die Verkehrsregeln nicht einhält.

Gleichzeitig ist diese Schnittstelle eine Zweiwege Spur. Wenn du unentwegt denkst „Ich bin müde“, dann holst du immer wieder das Bild vom müde sein hervor und hältst es deinem Körper vor die Nase. Der denkt sich irgendwann: „Ok, jetzt bin ich halt müde.“ Andersherum können wir in der Meditation unsere Gedanken beobachten, um Aufschluss darüber zu bekommen, was in uns vorgeht und woher gewisse Impulse immer wieder kommen.

Und da ist der Punkt. Wir können es beobachten. Wir können aktiv an unserem Denken teilnehmen, aber müssen es nicht, da wir nicht dieses Denken sind. Es läuft auch, wenn wir gerade etwas anderes tun. Und es verschwindet, wenn wir tief genug in der Meditation ruhen.

Was das Ich, das Ego nun ist?

Ein weit und eng verknüpftes Netzwerk, dass sich durch unser Gehirn zieht und das durch seine Komplexität und Tiefe den Anschein erweckt, es wäre das dominante, wenn nicht das einzige wichtige System in uns.

Doch letztlich ist es wie immer in der Evolution. Wenn man sich anschaut, wie jung unsere Sprache ist, wie lange es gedauert hat uns aufs Laufen umzustellen, unser Fell zu verlieren...so gesehen sind wir immer noch in der Erprobungsphase. Wie alles Neue zieht es fast unsere gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Bis wir es verstanden und verinnerlicht haben und zu all den anderen tollen Tools packen, die wir im Laufe unserer Evolution bereits gesammelt haben.

Herzschlag, Atmung, Fühlen, Sehen, Schmecken, Riechen, Hören, Lachen, Lieben...




Anmerkung:

Auch in der herzbasierten Betrachtung des Chakrensystems stehen Solarplexus (Gefühle, das Ego, unbewusster Geist) und das Kehlchakra (Sprache, Denken, Bewusstsein) in direkter Verbindung zueinander.


Euer Mondkind.

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